Filmstill zu "Ein Lord vom Alexanderplatz"

DEFA-Stiftung präsentiert: TabuBrüche


Kino arsenal, Berlin

Die monatliche DEFA-Filmreihe im Kino Arsenal startet 2024 mit Kurz-Dokumentarfilmen zu gesellschaftlich tabuisierten Themen wie Delinquenz, Alkoholsucht oder Suizid.

Die Behauptung des DDR-Staatsapparates, im Land gebe es eine konfliktfreie Gesellschaft, brach sich (natürlicherweise) an den Realitäten des Lebens: Auch im Arbeiter- und Bauernstaat existierten Probleme wie Perspektivlosigkeit, Substanzabhängigkeit, Delinquenz, Selbstmord. Zahlreiche Dokumentarfilme der DEFA widmen sich solch kontroversen, vom offenen Diskurs ausgeschlossenen Thematiken und legen mit ihren subtilen, oft doppelbödigen Inszenierungsstrategien gesellschaftliche Brüche und Verwerfungen frei. Da sie an Tabuisiertes rühren, erwiesen sich ihre Produktion und Kinoauswertung bisweilen selbst als konfliktreich.

In IN SACHEN H. UND ACHT ANDERER beobachtet Richard Cohn-Vossen einen Strafprozess, bei dem neun Jugendliche wegen Erpressungen und Übergriffen auf Homosexuelle am Berliner Kollwitz-Platz vor Gericht stehen. Der in seiner Entstehungsphase mehrfach umgearbeitete Film untersucht die multiplen Ursachen der Straftaten. Als eine Einrichtung der Volksbildung mit offenen Türen wird der JUGENDWERKHOF im Thüringischen Hummelshain in Roland Steiners Film eingeführt. Die Methoden, mit denen Jugendliche dort erzogen werden, widerlegen jedoch jegliche Freiheit, wie ein bedrückendes Interview mit einem jugendlichen Ausreißer verdeutlicht. Steiners Film wurde schnell verboten. Dass „Ängste und Nöte auch in unserer Gesellschaft“ existieren und Suchtverhalten bedingen können, untersucht Eduard Schreiber in ABHÄNGIG. Der Film porträtiert den gelernten Bootsbauer und Therapeuten Kunstmann, der sich an der Rostocker Neptun-Werft alkoholkranken Kollegen widmet. ES WAR EINMAL EIN MITTWOCH von Gunther Scholz deckt Absonderlichkeiten der Rechtsprechung auf und hinterfragt die Verantwortung der Gesellschaft gegenüber dem Einzelindividuum: Als Frank (18) und Uschi (16) im November 1971 keinen Ausweg mehr sehen, beschließen sie gemeinschaftlichen Selbstmord. Als sie überleben, wird Frank vor Gericht geladen und wegen Todschlags zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Moderation: Mirko Wiermann

Filmübersicht

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